Bayern-Allianz gegen Desinformation

Das Bayerische Staatsministerium für Digitales und das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration initiieren im Vorfeld der Wahlen zum Europäischen Parlament eine Bayern-Allianz gegen Desinformation.

Der aktuelle jährliche Weltrisikobericht des Weltwirtschaftsforums (WEF) benennt als größtes Risiko für die kommenden zwei Jahre die Falsch- und Desinformation. Dem Internet kommt dabei eine besondere Bedeutung zu: Information und Austausch zu politischen Themen verlagern sich immer mehr auf Soziale Medien, Messengerdienste und weitere digitale Plattformen. Das Internet bietet angesichts von enormen Reichweiten die perfekte Basis zur Verbreitung von Desinformation.

Um dem Problem zu begegnen, vereint die Bayern-Allianz gegen Desinformation in seiner Breite drei Handlungsfelder: ein Paket staatlicher Maßnahmen, ein Bündnis mit internationalen Plattformbetreibern und Unternehmen sowie eine Kooperation mit etablierten Medien. Die Bayern-Allianz ergänzt den auf der Münchner Sicherheitskonferenz beschlossenen Munich Tech Accord durch konkrete in Bayern gegen Desinformation wirksame Maßnahmen.

Handlungsfeld 1: Angebote gegen Desinformation

Zahlreiche Maßnahmen und Angebote der Bayerischen Staatsregierung sensibilisieren breite Bevölkerungsteile für die Gefahren von Falschnachrichten und gezielter Manipulation im Netz.

Für Nutzerinnen und Nutzer aller Altersgruppen

Marktplatzbesuche: Expertinnen und Experten des Projekts „Digitaler Engel“ von Deutschland sicher im Netz e.V. besuchen in der Vorwahlzeit verschiedene bayerische Marktplätze. Sie sensibilisieren Bürgerinnen und Bürger vor Ort niederschwellig rund um das Thema Desinformation. Ein erster Ortstermin war in Friedberg (Schwaben, Link zur Pressemitteilung). Es folgten Lindau, Amberg und Kulmbach.

Digitalführerschein: Der Digitalführerschein bündelt Lernmodule u. a. zum Thema Desinformation und bietet zur Festigung des erworbenen Wissens auch Prüfungsetappen an: Link zum Digitalführerschein.

Hintergrundinformationen und Podcast: Welche Arten von Desinformationen gibt es? Betrifft mich das überhaupt? Und wie kann ich mich schützen? Diese und weitere Fragen beantwortet das Bayerische Innenministerium unter www.innenministerium.bayern.de/gegen-desinfo. Dort finden Sie ab sofort auch die neue Podcast-Folge „‘Fake News‘, Deepfakes und Co.: Was tun gegen Desinformation vor Wahlen?“ Gemeinsam mit dem Journalisten Johannes Hano – langjähriger US- und Asien-Korrespondent des ZDF – und dem Vizepräsidenten des Bayerischen Verfassungsschutzes, Josef Schinabeck, diskutiert Bayerns Innenminister Joachim Herrmann Wirkmechanismen und Strategien gegen Desinformationen. Hören Sie rein!

Für junge Menschen, Eltern und Lehrkräfte

Mit Medienkompetenz gegen Desinformation: Ein sicherer und erfahrener Umgang mit den vielfältigen medialen Angeboten ist eine zentrale Schlüsselqualifikationen für die aktive Teilhabe in unserer Gesellschaft und gegen Desinformationen. Die Förderung der Medienkompetenz ist der Staatsregierung daher ein großes Anliegen und sie fördert seit vielen Jahren erfolgreich zahlreiche Projekte zur Vermittlung von Medienkompetenz. So bietet bspw. der modular aufgebaute „Medienführerschein Bayern“ seit 2009 Lehrkräften und pädagogisch Tätigen kostenlose Materialien und Anregungen zur altersgerechten Förderung der Medienkompetenz.

Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit (BLZ): Die BLZ bietet einen Webtalk zum Thema „Desinformation im europäischen Wahlkampf: Reale Gefahr oder mediales Schreckgespenst?“ (Link zur Anmeldung). Darüber hinaus behandeln Fortbildungen für Lehrkräfte verschiedene Wahlkampfstrategien im Netz und stellen Materialien für den Unterricht bereit. Die digitalen Elternabende „Eltern 2.0“  bieten sowohl Tipps als auch Hilfestellungen dafür, wie Eltern Kinder und Jugendliche dabei unterstützen können, politische Informationen im Netz einzuordnen und sich verantwortungsvoll an digitalen Debatten zu beteiligen.

Themen-Portal zur Politischen Bildung des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) www.politischebildung.schule.bayern.de: Das Portal bietet den Schulen und insbesondere den Lehrkräften praxisorientierte Hinweise, Anregungen und Materialien u.a. auch zum Thema Fakenews. Ebenso finden sich auf dem Online-Portal Unterrichtsmaterialien zur verpflichtenden Vorbereitung der Erstwählerinnen und Erstwähler auf die Wahl zum Europäischen Parlament im Juni 2024

Für die Politik und Verwaltung

Das Projekt „PolisiN“ von „Deutschland sicher im Netz e.V.“ bietet bayerischen Politikerinnen und Politikern Schulungen zum Umgang mit Desinformation an: Link zum Angebot.

 

Handlungsfeld 2: Bündnis mit Plattformen und Tech-Unternehmen

 

Das Bayerische Staatsministerium für Digitales und das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Integration und Sport haben ein Bündnis mit Plattformbetreibern und Tech-Unternehmen geschlossen, um einen verbesserten Schutz der Bürger vor Desinformation zu erreichen. Diese Unternehmen machen aktuell mit:

 

 

 

Adobe

  • Einsatz von Content Credentials, einer kostenlosen, Open-Source-Technologie, die wie ein „Nährwertkennzeichen“ für digitale Inhalte fungiert, in Adobe Produkten, wie Firefly und Photoshop. Diese ist aus der Arbeit mit der Content Authenticity Initiative, die Adobe mitbegründet hat, und der Coalition for Content Provenance and Authenticity (C2PA), dem Standardisierungsgremium, das Adobe mit leitet, hervorgegangen. Jeder Nutzer kann Content Credentials in die eigenen Produkte und Plattformen implementieren, um die Herkunft nachzuweisen, d. h. wann und wo ein Inhalt erstellt wurde, wer ihn erstellt hat, wie er möglicherweise bearbeitet wurde und ob KI zur Erstellung oder Veränderung verwendet wurde. Diese Technologie ist ein Baustein für Transparenz im Netz, die im Zeitalter generativer KI besonders wichtig ist, um ein vertrauenswürdigeres digitales Ökosystem zu schaffen.
  • Adobe klärt zudem Industrie, Regierungen und die Öffentlichkeit über die Bedeutung und Verfügbarkeit von Tools wie Content Credentials auf und hilft Unternehmen, Medienorganisationen und politischen/behördlichen Stellen dabei, ihre eigenen Inhalte mit Herkunftsinformationen zu versehen.

Google

  • Google ermöglicht Wählerinnen und Wählern Zugang zu qualitativ hochwertigen Informationen, das Unternehmen schützt seine Plattformen vor Missbrauch und unterstützt die beteiligten Organisationen mit bestmöglichen Sicherheitstools und Schulungen. Mehr dazu in diesem Artikel.
  • Im Vorfeld der Europawahl soll die Bevölkerung außerdem mit einer Informationskampagne nach dem „Prebunking-Konzept“ für Desinformation sensibilisiert werden. Die Videos mit dem Claim „Lass Dich nicht manipulieren“ werden als Social-Media-Anzeigen unter anderem in Deutschland geschaltet. Mehr in diesem Artikel.
  • Ferner bietet Google Parteien und anderen Akteuren im Umfeld der Wahlen Trainings zu Themen wie Kontosicherheit oder Desinformation am Münchner Standort an. Das Unternehmen arbeitet hierfür mit seinen Partnern „Deutschland sicher im Netz“ und „PoliSin“ zusammen.

IBM

  • Durchführung von Veranstaltungen, um einerseits das Bewusstsein in der Bevölkerung für das Thema Desinformation und den Umgang damit zu schärfen und andererseits Fachleuten aus Bereichen wie Medien, Politik, Cybersecurity eine Plattform für den Gedanken- und Wissensaustausch zu bieten. Diese technologischen Kernkompetenzen stehen jedem kostenlos auf der IBM Skills Build und der AI Academy zur Verfügung.
  • Forschung an Technologien zur Erkennung von Desinformation / „Deep Fakes“ und Projektierung dieser Technologien mit interessierten bayerischen Unternehmen auf den Grundsätzen unseres AI Ethics Frameworks.

Meta

  • Bekämpfung von Fehlinformationen: Um Fehlinformationen im Vorfeld der EU-Parlamentswahl zu bekämpfen, arbeitet Meta in Deutschland mit unabhängigen Faktenprüfern wie Correctiv, dpa und AfP zusammen. Mit über 22 Faktenprüferorganisationen in der EU pflegt Meta das weltweit größte Netzwerk von plattformspezifischen Faktenprüferinnen und -prüfern. Inhalte, die von Faktenprüferinnen und -prüfern als falsch bewertet werden, erhalten Warnetiketten, und ihre Verbreitung wird reduziert. Zusätzlich erleichtert Meta im Kontext der EU-Parlamentswahl den Faktenprüfern, wahlbezogene Inhalte schnell zu identifizieren und zu bewerten. Um die Transparenz politischer Werbung zu erhöhen, müssen politische Werbetreibende ein Authentifizierungsverfahren durchlaufen und politische Werbung ist in unserer eigens entwickelten Werbebibliothek öffentlich einsehbar.
  • Bekämpfung von Einflussoperationen: Spezialisierte Teams identifizieren und unterbinden strategische Einflussoperationen wie bspw. von staatlichen Akteuren aus dem Ausland. Seit 2017 hat Meta mehr als 200 Netzwerke entfernt. Dies teilen wir öffentlich in unseren Quarterly Threat Reports mit und informieren regelmäßig die Sicherheitsbehörden über unsere Erkenntnisse. Inhalte von staatlich kontrollierten Medien werden gekennzeichnet, um deren Herkunft für die Nutzerenden transparent zu machen. Insbesondere gegen russische staatliche Medien haben wir erfolgreich schärfere Maßnahmen ergriffen, einschließlich ihrer Blockierung in der EU.
  • Zusammenarbeit mit Sicherheitsbehörden: Im Vorfeld der EU-Parlamentswahl arbeiten wir eng mit deutschen und europäischen Sicherheitsbehörden zusammen und haben bspw. zusammen mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) Trainings für Kandidierende und Politikerinnen und Politiker angeboten, um auf mögliche Gefahren durch Desinformation und Hacking hinzuweisen sowie Schutzmaßnahmen anzubieten.
  • Gegenmaßnahmen zum Missbrauch von KI-Technologien: Meta wendet die Gemeinschaftsstandards auch auf KI-generierte Inhalte an und Werbetreibende müssen die Nutzung von fotorealistischen KI-Bildern oder -Videos offenlegen. Darüber hinaus kennzeichnet Meta bereits fotorealistische Bilder, die mit ‘Meta AI’ erstellt wurden und entwickelt Tools, um KI-generierte Bilder von anderen Anbietern zu kennzeichnen. Weiterhin ist Meta Mitglied bei Partnership on AI und beteiligt sich an branchenweiten Standards wie dem AI Elections Accord, welcher auf der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) unterzeichnet wurde, um die Verbreitung irreführender KI-Inhalte bei den Wahlen 2024 zu bekämpfen.

Microsoft

  • Ein Werkzeugkasten wird bereitgestellt, um die Integrität von Inhalten sicherzustellen. Dies wird Kandidaten, der Presse und den Wählern helfen, sich in den kommenden Wahlen zurechtzufinden. Der Werkzeugkasten besteht aus drei Komponenten: Erstens, eine einfach zu bedienende Webanwendung, die politischen Kampagnen, Nachrichtenorganisationen und Wahlleitern zur Verfügung steht, damit sie ihre Inhalte mit Nachweisen versehen können. Zweitens, eine mobile Anwendung, um sichere und authentifizierte Fotos, Videos und Audiodateien in Echtzeit mit dem Smartphone aufzunehmen. Drittens, eine Website, auf der Bilder, Audiodateien und Videos auf das Vorhandensein von Inhaltsnachweisen überprüft werden können.
  • Ein Melde-Formular zum Schutz von Kandidierenden vor betrügerischer KI. Wenn entsprechende Inhalte auf Microsoft-Verbraucherdiensten erscheinen, die Kandidierende und den Wahlkampf erheblich beeinträchtigen könnten, können diese Inhalte gemeldet werden, damit Microsoft entsprechende Schritte einleiten kann. Bei Fragen zum Zugang zum Reporting-Tool, können sich EU-Abgeordnete und Kandidierende an Rebekka Weiß, Microsoft Deutschland GmbH wenden (weiss@microsoft.com).

O2 Telefónica

  • Maßnahmen für ältere Menschen: Digitale Spaziergänge in Bayern mit dem Themenfokus Desinformation. Spaziergang-Teilnehmer lösen Actionbound-App Fragen u.a. zu Desinformation und Falschinformation zu lösen und werden trainiert, Informationen kritisch zu hinterfragen. Es werden Tipps und Hinweise gegeben, wie der Wahrheitsgehalt von Nachrichten überprüft werden kann.
    Generationendialoge zum Thema Demokratie und Desinformation: Gemeinsamen Projekttag für Schulklassen und Senioren unter Anleitung von Medienpädagogen zu Demokratie und Desinformation (23. Mai; eine Zuschaltung per Livestream möglich)
    Materialien und Lernangebote für ältere Menschen zu Desinformation auf der Seite „Digital Mobil im Alter“. Dazu gehören Erklärvideos, Checklisten zur Entlarvung von Falsch- und Desinformation (inkl. Linkliste mit weiterführenden Informationen), Themenübersicht (Handout) Fake News, Online-Quiz „Dem Fake auf der Spur“.
  • Maßnahmen für Jugendliche: Workshops für Schulklassen, um für Desinformation zu sensibilisieren und Jugendliche befähigen, kritisch mit Informationen umzugehen. Im Vorfeld der Europawahlen gab es auch Workshops u.a. zum Themenbereich der politischen Desinformation auf Tik Tok und anderen digitalen Kanälen. Interessierten Eltern wird dazu die Teilnahme an den digitalen Workshops mit Schülern angeboten, um Manipulationsversuche bei sich selbst und ihren Kindern besser zu erkennen und abzuwehren. Verschiedene Lernmaterialien zum Thema Desinformation für Schülerinnen und Schüler, die im Unterricht, aber auch zu Hause eingesetzt werden können. (Erstellung von digitalen Unterrichtsmaterialien (Digitales Tafelbild), Erstellung von digitalen interaktiven Selbstlernangeboten für Jugendliche (eduStories), Bereitstellung von Aufklärungsinformationen und Hilfsangeboten sowie Faktenchecker-Seiten auf der WAKE UP!).
  • Maßnahmen für Mitarbeiter: Interne Kommunikationskampagne und Erklärvideos sind vorgesehen, um Mitarbeiter für das Thema Desinformation und Wahlen zu sensibilisieren und im Umgang mit Desinformation zu schulen.

Siemens

  • Mitarbeiter-Training & Sensibilisierung: In die interne digitale Lernplattform wurden Lerneinheiten zum Thema Fake-News und Desinformation eingestellt. Zudem nehmen wir das Thema Sensibilisierung bzgl. Desinformation in unsere interne Kommunikation an Mitarbeitende und Führungskräfte auf.
  • Sensibilisierung von Auszubildenden: Im Einklang mit den Rahmenlehrplänen werden an den Siemens-eigenen Berufsschulen Auszubildenden/dual Studierende von Anfang an sensibilisiert, vertrauenswürdige und richtige Informationsquellen (insbesondere im Zeitalter von KI-Modellen wie ChatGPT) zu identifizieren. Es finden Unterrichtseinheiten mit Diskussionen dazu statt. In anderen Kontexten, wie z.B. Nachhaltigkeit, setzen sich die Lernenden auch mit Fake News auseinander, um eine richtige Abwägung zwischen Likes und Glaubwürdigkeit zu erkennen.
  • Sensibilisierung von Mandatsträgern: Zum Thema Desinformation fand eine Mailing-Aktion an die Siemens-Mitarbeitenden statt, die ein politisches Ehrenamt innehaben.

 

 

Handlungsfeld 3: Bayern ist verlässlicher Partner der Medien

Die Stärkung von Qualitätsmedien und Medienvielfalt stand und steht auch künftig im Zentrum der bayerischen Medienpolitik. Medienvielfalt trägt zur Meinungsvielfalt und zum demokratischen Diskurs bei und ist ein wichtiges Instrument gegen Desinformation. Die Vielfalt der bayerischen Medienlandschaft ist bundesweit einmalig und gerade im Bereich der lokalen und regionalen Medienangebote gibt es nichts Vergleichbares. Damit das so bleibt setzt sich die Bayerische Staatsregierung für beste Standortbedingungen durch einen fairen Ordnungsrahmen ein und stärkt den Medienstandort auf vielfältige Weise.

 




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