Pressemitteilungen

Digitalministerin Gerlach übergibt in Aschaffenburg Bundesverdienstkreuz an vier Bürgerinnen und Bürger

22. Juli 2022

Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach hat in Aschaffenburg das Verdienstkreuz am Bande des Bundesverdienstordens an vier verdiente Bürgerinnen und Bürger aus Unterfranken überreicht. Geehrt wurden Frau Birgit Kern-Thiel aus Würzburg, Frau Ingrid Werner aus Obernbreit, Herr Franz Engert aus Lohr am Main und Herr Albert Franz aus Glattbach.

Staatsministerin Gerlach erklärte: „Ich freue mich sehr, diese hohe Auszeichnung an vier so verdiente Persönlichkeiten aus Unterfranken übergeben zu dürfen. Ihnen ist nicht egal, was um sie herum geschieht. Sie handeln, statt nur zu reden. Sie machen nicht viel Aufhebens um die gute Sache, für die sie stehen. Menschen wie Sie sind der größte Schatz, den wir in Bayern haben.“

Im Einzelnen erhielten die Auszeichnung:

 

Frau Birgit Kern-Thiel

Frau Kern-Thiel zeichnet sich in besonderem Maße durch ihre außergewöhnliche Pflegeleistung und ihr ehrenamtliches Engagement für Menschen mit Behinderung aus. Sie pflegt und versorgt seit fast drei Jahrzehnten mit bewundernswerter Liebe und Fürsorge sowie unter Zurückstellung persönlicher Interessen und Bedürfnisse beispielgebend und mit ganzer Kraft ihre mehrfach körperlich und geistig behinderte Tochter Daniela. Die Tochter benötigt Unterstützung bei allen Verrichtungen des täglichen Lebens. Die Pflege ist sehr beschwerlich und Frau Kern-Thiel wird dadurch sowohl körperlich als auch seelisch viel abverlangt. Trotz aller Beschwernisse ist sie eine sehr fürsorgliche Mutter, die ihre Tochter stets liebevoll umsorgt und die Geborgenheit in der vertrauten häuslichen Umgebung ermöglicht.

In den vergangenen Jahren war Frau Kern-Thiel außerdem zeitweise im Rahmen einer Mitarbeit beim Familienentlastenden Dienst der „Lebenshilfe Würzburg e. V.“ tätig. Von November 2014 bis August 2015 hat sie in ihrer Freizeit eine Schulkameradin und Freundin ihrer Tochter – mit Behinderung und aus schwierigen sozialen Verhältnissen - regelmäßig unterstützt und betreut. Dabei ging ihr Engagement weit über das übliche Maß einer regulären Mitarbeit hinaus. Des Weiteren hat sie über den Familienentlastenden Dienst regelmäßig Freizeitassistenz bei einem Paar erwachsener Rollstuhlfahrer geleistet. Aufgrund ihrer Einschränkungen benötigen die beiden Unterstützung bei Ausflügen und der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Durch ihren ehrenamtlichen Einsatz hat Frau Kern-Thiel in der Zeit von September 2017 bis Oktober 2019 dem Paar immer wieder schöne Stunden und großartige Erlebnisse ermöglicht.

Ferner ist Frau Kern-Thiel Mitglied der Freien evangelischen Gemeinde Würzburg. Seit Oktober 2018 fungiert sie als Leiterin des 10 bis 15 Personen umfassenden Hausbibelkreises für Menschen mit Behinderung („Handicap-Kreis“). Sie bereitet Bibelarbeiten und Gruppengespräche vor, gestaltet Geburtstagspartys, macht Hausbesuche und hält telefonisch Kontakt. Gerade seit Beginn der Corona-Krise hat sie durch Telefonate und Sprach- bzw. Textnachrichten Menschen mit Handicap begleitet und ermutigt. Sie hat diese Tätigkeit mit großer Freude und viel Engagement übernommen.

Mit ihrer freundlichen und menschenzugewandten Art ist sie eine wertvolle Stütze der Menschen, die sie begleitet. Frau Kern-Thiel ist hier sehr engagiert, besucht die Teilnehmenden auch persönlich in ihren Einrichtungen und bietet konkrete Hilfe an, wenn diese nötig ist. Sie bildet sich zudem regelmäßig weiter und nimmt z.B. an Seelsorgeschulungen teil. Außerdem besucht sie im Rahmen ihrer Mitarbeit im Besuchsdienst seit ca. zwei Jahren Menschen in sozialen Einrichtungen. Darüber hinaus hat Frau Kern-Thiel in Eigeninitiative 2017 eine Gruppe für Menschen mit Behinderung ins Leben gerufen, die sich zwei Mal im Monat zum Austausch trifft.

 

Frau Ingrid Werner

Frau Werner pflegt seit über drei Jahrzehnten aufopferungsvoll ihren pflegebedürftigen Ehemann Reinhard. Herr Werner ist durch seine Erkrankung an Multipler Sklerose bereits seit 1990 auf den Rollstuhl angewiesen und benötigt seit 20 Jahren die vollumsorgende Fürsorge seiner Frau. Von Beginn an begleitete Frau Werner ihren Mann im Kampf gegen seine Krankheit. So hat sie ihren pflegebedürftigen Mann beispielsweise auch über längere Zeit ins Schlafzimmer im ersten Stock getragen. Erst der Umbau des Wohnhauses mit Einbau eines Treppenliftes sorgte hier für eine Erleichterung. Die komplette Pflege des Ehemannes Reinhard liegt allein in den Händen seiner Frau Ingrid, die durch die gemeinsamen Kinder unterstützt wird, wie z. B. durch die Übernahme von Fahrdiensten. Die Hilfe eines Pflegedienstes nimmt Frau Werner nicht in Anspruch.

In einer für die heutige Zeit nicht mehr selbstverständlichen Weise kümmert sich Frau Werner um ihren Mann. Durch die langjährige aufopferungsvolle Pflege, die zwangsläufig oft bis an die Grenzen der körperlichen, nervlichen und seelischen Belastung geht und mit sehr großen persönlichen Einschränkungen verbunden ist, ermöglicht sie ihrem Ehemann den Verbleib in der Geborgenheit der vertrauten häuslichen Umgebung.

Trotz des erheblichen Zeitaufwandes für die Pflege ihres Ehemannes leitet Frau Werner seit 2001 die MS-Selbsthilfegruppe in Ochsenfurt. Für diese organisiert Frau Werner nicht nur die monatlichen Treffen, sondern auch Ausflüge, Theaterbesuche und andere Feierlichkeiten. Schließlich gehört Frau Werner seit 2006 auch dem Vorstand der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Obernbreit an. Neben der Teilnahme an den Sitzungen übernimmt sie zusätzliche Aufgaben im Zusammenhang mit den Gottesdiensten und weiteren Angelegenheiten der Kirchengemeinde.

 

Herr Franz Engert

Herr Engert hat die Entwicklung des Kreis-Caritasverbandes für den Landkreis Main-Spessart über 35 Jahre maßgeblich mitgestaltet und geprägt. Er war von 1981 – 2016 dessen 1. Vorsitzender. Er war stets in die Schwerpunkte und Entscheidungen im Rahmen der laufenden Geschäfte des Kreis-Caritasverbandes und des Caritas-Seniorenzentrums St. Martin eingebunden. Herr Engert stellte bei Bedarf seine beruflichen Fachkenntnisse als Rechtsanwalt dem Verband und den Mitarbeitern ehrenamtlich zur Verfügung. Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass die Diözese Würzburg eine Außenstelle für Ehe-, Lebens- und Familienberatung in Lohr a. Main einrichtete.

Von 1981 bis 1996 war er Mitglied im Verwaltungsrat des Altenheims St. Martin. In seine Amtszeit als Vorsitzender des Kreis-Caritasverbandes Main-Spessart fiel auch die Umstrukturierung dieses Hauses zum Seniorenzentrum und dessen Umbau. Die Errichtung des Hauses St. Vinzenz, in welchem noch immer die Psychosoziale Beratungsstelle für Suchtkranke des Kreis-Caritasverbandes untergebracht ist, wurde ebenfalls von ihm in die Wege geleitet. Mit seiner Unterstützung konnte während seiner Amtszeit auch von 1989 bis 1992 durch den Kreis-Caritasverband die Aus- und Übersiedlerberatung sowie die Flüchtlingsberatung übernommen werden.

Seit 1981 ist Herr Engert Mitglied der Vertreterversammlung und gewählter Vertreter im Caritasrat des Caritasverbandes für die Diözese Würzburg e. V. Auch in der Finanzkommission des Diözesan-Caritasverbandes werden seine Kenntnisse als Rechtsanwalt sehr geschätzt. Als Delegierter für den Landkreis Main- Spessart war er von 1991 bis 2016 Mitglied im Ausschuss der Juliusspital-Stiftung Rothenfels und gleichzeitig Stellvertreter des Vorstandes der Stiftung. Herr Engert war für die Stiftung im vollen Umfang stets ehrenamtlich tätig und vertrat diese auch ohne Kostenverrechnung in den wenigen gerichtlichen Streitfällen anwaltschaftlich. Seine umfangreiche Fachkompetenz und sein immer uneigennütziger Einsatz für die Stiftung sind beispiellos und höchst anerkennenswert.

 

Herr Albert Franz

Herr Franz engagiert sich seit über 20 Jahren in außergewöhnlicher Weise für den Wirtschaftsstandort Region Bayerischer Untermain. Er begann 1986 seine berufliche Laufbahn bei der „Vereinigte Glanzstoff-Fabriken AG“. Hieraus ging im Jahr 2003 die Industrie Center Obernburg (ICO) hervor. Von 2003 bis 2016 war Herr Franz Geschäftsführer der Mainsite GmbH & Co. KG und Standortmanager des ICO. Seitdem ist er weiterhin in beratender Funktion für das Unternehmen tätig. Das ICO ist heute Europas größter und vielseitigster Chemiefaserstandort und Heimat für verschiedenste Unternehmen mit insgesamt mehr als 3.000 Beschäftigten. Dass das ICO als Standort mit seinen verschiedenen Unternehmen florierte, ist in erster Linie der Kreativität, der Beharrlichkeit, dem Weitblick und dem Verantwortungsbewusstsein von Herrn Franz zu verdanken. Er hat bei aller notwendigen und unverzichtbaren Beachtung der wirtschaftlichen Komponenten seines unternehmerischen Handelns bei allen Weichenstellungen und Entscheidungen niemals die Rolle des Standorts für die hier arbeitenden Menschen mit ihren Familien und damit für die gesamte Region aus den Augen verloren.

Daneben setzte sich Herr Franz durch seine zahlreichen Vereinigungs- und Verbandstätigkeiten maßgeblich für den Wirtschaftsstandort ein. Um hier nur einige zu nennen:

- seit 1996 Mitglied im Vorstand der Bezirksgruppe Unterfranken der „Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.“ und seit 1999 Mitglied im Vorstand der „Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.“

- seit 1997 Mitglied des Vorstandes der „Bayerischen Chemieverbände Bayern“ und seit 1999 dort Vorsitzender des gesellschafts- und tarifpolitischen Ausschusses.
- von 2000 bis 2017 Mitglied des Vorstandes im „Bundesarbeitgeberverband Chemie e. V.“.
- von 2007 bis 2019 war er Vizepräsident der IHK Aschaffenburg und daneben von 2017 bis 2019 Stellvertreter des Präsidenten.
- des Weiteren ist er seit 2007 Sprecher des Arbeitskreises Wirtschaft und Politik im Landkreis Miltenberg.

Herr Franz war von 1995 bis 2004 Ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht Würzburg, Kammer Aschaffenburg, und ist seit 2004 Ehrenamtlicher Richter am Landesarbeitsgericht Nürnberg. Zudem ist er Stiftungsrat der im Jahr 2015 gegründeten Walter Reis Stiftung. Von 1999 bis 2017 war er Mitglied der Vertreterversammlung der „Deutschen Rentenversicherung Nordbayern“ und Mitglied im Vorstand des „Verbandes der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e. V.“.